Das Profil Inklusion an der Johann-Michael-Sailer-Schule Barbing

Inklusionsschule

Seit dem Schuljahr 2010/ 11 trägt die Johann-Michael-Sailer-Schule in Barbing das Profil Inklusion.

Durch die UN-Behindertenrechtskonvention im Jahre 2009 wurde festgelegt, dass die Erziehungsberechtigten darüber entscheiden dürfen, ob ihr Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine Regelgrundschule oder ein Förderzentrum besuchen soll. Einschränkungen ergeben sich, wenn ein Kind durch die Inklusion sich selbst oder andere in der persönlichen Entwicklung oder Sicherheit beeinträchtigt.

Regelschulen, die durch diese neue Rechtslage vor einer neuen Herausforderung standen, wurde die Möglichkeit eröffnet, das Profil Inklusion zu erwerben.

Was bedeutet das?

Schulen mit dem Profil Inklusion verfügen über ganz bestimmte Einrichtungen, welche dieses Profil definieren. An der Johann-Michael-Sailer-Schule in Barbing sieht das Profil (Zahlen beziehen sich auf das Schuljahr 2015/ 16) wie folgt aus:
Ein/e SonderschullehrerIn (in Barbing z.Z. Frau Tischer) wird für eine bestimmte Stundenzahl (in Barbing z.Z. 14 Stunden) vom Förderzentrum an die Regelschule abgeordnet und arbeitet im Kollegium der Grundschule mit. Sie unterstützt in ihren Stunden als Zweitkraft in der Klasse unsere Inklusionskinder, führt Testungen durch und berät Lehrer und Eltern.
Die Grundschullehrer stehen in sogenannten „Inklusionsstunden“ (in Barbing z.Z 12) ebenfalls als Zweitkraft neben dem Klassenleiter/ Fachlehrer einer Klasse zur Verfügung und unterstützen Kinder mit Förderbedarf bei der differenzierten Arbeit in Kleingruppen oder innerhalb der Klassengemeinschaft.
Nach Verfügbarkeit im Landkreis wird in Inklusionsschulen ein/ e FörderlehrerIn eingesetzt (in Barbing z.Z. Frau Meiler). Sie kann in „Differenzierungsstunden“ (z.Z.18) allen Kinder in der Klasse je nach Bedarf Hilfe anbieten. Dies kommt neben der Inklusion auch den Erstklässlern v.a. in den ersten Schulmonaten, sowie Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache zugute. Die Förderlehrerin leitet zudem den LRS-Kurs, den Förderkurs Deutsch sowie die Vorkurse in den Kindergärten.
An allen Grundschulen, nicht nur denen mit dem Profil Inklusion, besteht die Möglichkeit, zur Überprüfung des Förderbedarfs, zur Unterstützung von Schülern mit Förderbedarf und zur Beratung der Grundschullehrer und Eltern, Lehrkräfte des Sonderpädagogischen Mobilen Dienstes zu beantragen (MSD, in Barbing zur Zeit 8 Schulstunden). Es gibt hier Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen (MSD Lernen, geistige Entwicklung, Autismus, Motorik, Sehen, Hören).

Bei insgesamt über 330 Lehrerstunden an der Schule bedeutet dies für rund 50 Schulstunden, dass zwei Lehrkräfte einer Klasse zur Verfügung stehen können. Das ist sehr erfreulich und gibt es in diesem Umfang an anderen Regelgrundschulen nicht. Im Umkehrschluss sind es aber auch ca. 280 Stunden pro Woche, in denen Lehrer allein mit ihren oft sehr heterogenen Klassen arbeiten.
Alle genannten Lehrkräfte, die in einer Klasse zusammen unterrichten, stehen in engem Austausch und arbeiten sowohl gelegentlich getrennt mit Schülergruppen als auch gemeinsam in einem Klassenzimmer.
Schüler mit Förderbedarf werden nach denselben Kriterien einer Klasse zugewiesen, wie auch alle anderen Schüler. So verteilen sich unsere „Inklusionskinder“ auf alle Klassen.

Es gibt keine „Inklusionsklassen“!

Dies hat folgenden Grund: Es ist nicht von Vorteil, Kinder mir Förderbedarf in einer Klasse zu „sammeln“, da für Inklusionsschulen die gleichen Klassenhöchststärken (1. Jahrgangsstufe 28, 3-4 Jahrgangsstufe 29 Schüler) wie für alle Regelgrundschulen gelten. So müsste eine „Inklusionsklasse“, auch wenn sie mit geringerer Schülerzahl gebildet wurde, im Falle von Neuzugängen ohne Rücksicht auf die Inklusion aufgefüllt werden.
Kinder mit Förderbedarf besuchen in der Regel Klassen mit gleichaltrigen Kindern oder mit Schülern, die ihnen in ihrer körperlichen Entwicklung, nicht unbedingt aber im Bereich Lernen oder geistige Entwicklung ähnlich sind.
Kinder, die den kognitiven, sozial-emotionalen oder körperlichen Anforderungen ihrer Jahrgangsstufe nicht folgen können, werden in Absprache mit den Eltern und unter Einbezug ärztlicher Gutachten getestet und ihre Voraussetzungen und Bedürfnisse in einem Förderdiagnostischen Bericht beschrieben. Auf dessen Grundlage erstellt die Klassenlehrkraft in Zusammenarbeit mit den sonderpädagogischen Fachkräften einen Förderplan.
Der Förderplan ermöglicht auch eine Aussetzung der Benotung, sowie ein Abweichen vom Lehrplan der Jahrgangsstufe und damit eine lernzieldifferente Beschulung. Für Notenaussetzung und Lernzieldifferenz ist die Zustimmung der Eltern erforderlich. Die Lehrer stellen für alle Schüler je nach ihren Fähigkeiten differenzierte Unterrichtsangebote und Materialen bereit. Dies erfordert oftmals enormen Mehraufwand für die Lehrkräfte, welche für ihre inklusive Arbeit weder Anrechnungsstunden noch finanzielle Vergütung erhalten. Sie müssen arbeitsökonomische Lösungen finden und dürfen auch ihre regulär lernenden Kinder nicht aus dem Blick verlieren. Die Förderung eines jeden Kindes, auch besonders begabter Kinder muss an einer Inklusionsschule geleistet werden. Wertschätzung und Hilfe/ Unterstützung durch die Eltern ist dabei enorm wichtig!

Für Kinder, die aus verschiedensten Gründen den Schulalltag nicht allein bewältigen können, gibt es die Möglichkeit beim Landratsamt (bei drohender oder eingetretener seelischer Behinderung) oder beim Bezirk (bei körperlichen und geistigen Behinderungen) einen Schulbegleiter zu beantragen. Dies ist an allen Grundschulen, nicht nur an einer Schule mit dem Profil Inklusion möglich. Die Schulbegleiter werden von den Eltern eingestellt. Es ist empfehlenswert, sich Schulbegleiter über einen Träger (Kath. Jugendfürsorge, Phönix, Malteser, Aktives Leben in Bayern ALB, u.a.) vermitteln zu lassen. Diese Träger können geeignete Kräfte auswählen, schulen und betreuen und bei Ausfall oft für Vertretung sorgen.
Die Johann-Michael-Sailer-Schule versucht das Profil der Inklusion durch eine insgesamt inklusive Ausrichtung des Unterrichts an der Schule umzusetzen. Den Lehrern werden Fortbildungsangebote zur Verfügung gestellt. Einige Lehrkräfte arbeiten auf Landkreisebene im „Netzwerk Inklusion“ zusammen und tauschen sich mit anderen Schulen aus. Das gesamte Schulteams inklusive Hausmeister und Reinigungspersonal ist bereit, sich auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen einzustellen.

Die schulische Erziehung an unserer Inklusionsschule setzt ihren Schwerpunkt in der Erziehung zu Toleranz und Hilfsbereitschaft. Alle Kinder können gegenseitig voneinander lernen, Verschiedenartigkeit kann als Bereicherung erlebt werden. Inklusion findet nicht nur im Unterricht, sondern im gesamten Schulleben statt. Besonders für Kinder mit besonderen Bedürfnissen sollen durch kreative individuelle Lösungen Mitwirkungsmöglichkeiten, auch in Arbeitsgemeinschaften, bei Festen Feiern etc. selbstverständlich sein.
Eltern und Erziehungsberechtigte finden an unserer Schule vielfältige und fachliche Beratungsangebote auch durch Sonderschullehrer, MSD, Schulleitung und die Vermittlung von Kontakten zu weiteren Beratungsstellen und Förderzentren. In Problemsituationen bietet die Schule die Organisation eines runden Tisches mit allen Beteiligten sowie helfenden Fachkräften an.

Neben den vielen Möglichkeiten der Profilschule Inklusion gibt es auch Grenzen. Folgendes können wir nicht leisten:

  • Alle Wünsche von Eltern und Therapeuten bzgl. Aufgabenformat, Zusatzmaterialien und persönlicher Zuwendung in allen Unterrichtsstunden umsetzen.
  • Jeder Form und Ausprägung des Förderbedarfs gerecht werden.
  • Bestimmte Lernerfolge garantieren
  • Jedes Kind mit jeder Art von Förderbedarf optimal betreuen, so dass es sich wohl fühlt und Lernerfolge hat.

Trotz unserer Grundhaltung für die Inklusion gilt es zu bedenken, dass es auch Kinder gibt, die an Förderzentren besser betreut und unterrichtet werden können.
Jeder Fall ist gesondert zu betrachten, das Wohl des Kindes und aller Kinder der Schule steht dabei immer im Vordergrund.

Für weitere Fragen und Anliegen rund um die Inklusion wenden Sie sich jederzeit gerne an die Schulleitung Margarete Gatt-Bouchouareb und die Studienrätin im Sonderschuldienst Christina Tischer!

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